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Martin Grüning, stellvertretender Chefredakteur von Runners World hält die zwei Runden um den Baldeneysee in Essen für die schnellste Marathonstrecke, die er je gelaufen ist, trotz Teilnahmen in Berlin und Chikago (Runnersworld 1/2008.

Es ist ein echter Marathon, ohne Schnickschnack wie Halbmarathon, Skating, oder Walking.
Hier konzentriert man sich auf das Wesentliche. Die schnellsten deutschen Läufer laufen hier seit vielen Jahren, weil sie hier Chancen haben zu gewinnen, wie z.B. Carsten Schütz 2003 2:14:56, Stefan Koch 2007 2:17:17. Dieses Jahr startet als deutscher TOP-Läufer Tobias Sauter, der auch den Mittelrhein Marathon 2008 gewann.

Start ist am Sonntagmorgen 10 Uhr. Fahre bereits um 8.15 Uhr in Bochum los, und gebe die Adresse des Parkplatzes im Navi ein. „ Freiherr vom Stein Strasse“ in unmittelbarer Nähe des Regattahauses des Baldeneysees. Ich bin in einer halben Stunde am Start. Da ich sehr früh bin, kann ich in unmittelbarer Nähe des Startes mein Auto abstellen. Der Start ist nur 200 m entfernt. Keine lange Lauferei. Optimal, wenn Du noch was vergessen hast. Abgabe eines Kleidersackes ist damit nicht notwendig.

Ich habe noch etwas Zeit und mache einen kleinen Morgenspaziergang am See entlang zum Regattahaus. Der See liegt noch im Morgennebel. Es ist ca. 11 Grad und angenehm kühl. Nachdem ich den stimmungsvollen Anblick des Sees fotografisch festgehalten habe, gehe ich kurz über die Marathon-Messe vor dem Regatta Haus. Ich bin zu früh. Noch nicht mal der Kaffee ist fertig.

Dann geh ich zurück zu meinem Auto, welches sich plötzlich mitten im Starttrubel befindet. Der Straßenbereich zwischen den parkenden Autos ist der Startbereich, unterbrochen durch ein Dutzend Dixie-Klos. Schnell ist die Strasse voll mit Läufern. Aus den Lautsprechern beschwert sich jemand darüber, dass man doch unterlasse solle, dauernd über die Startmatten zu laufen, die Piepserei würde auf die Nerven gehen.

Es sind noch wenige Minuten zum Start. Im letzten Moment habe ich mich entschieden außer Gels auch 3 kleine Flaschen Buffer im Getränkegurt mitzunehmen. Es ist kein Halbmarathon. Ich habe immer noch gehörigen Respekt vor der langen Marathonstrecke.

5-4-3-2-1- es geht los. Auf separate Startblöcke wird verzichtet, sind auch nicht notwendig. Lediglich kleine Schilder mit Richtzeiten weisen auf eine angemessene Startposition. Dort stehen dann auch Brems- und Zugläufer für alle Zeiten zwischen 2:59 h und 4:45 h.

Nach 3 km am Waldesrand an der Strasse entlang führt die Strecke über die Ruhr in den Stadtteil Essen-Werder. Nach einem weiteren Kilometer sind wir schon wieder an der Neukircher Schleuse am See, und sehen über den See hinweg den Zielbereich am Regattahaus. Der Himmel ist bewölkt, über dem See steigt so langsam der Nebel auf. Irgendwie eine fantastische Athmosphäre. Bei km 5 habe ich eine Zwischenzeit von 29:47, das ist in Ordnung. Ich will versuchen einen konstanten 6er Schnitt durchzulaufen. Das sollte für eine Zeit im Bereich 4:20 Std. reichen.

Im Moment genieße ich nur die Landschaft, den See, die bunten Herbstbäume, die in allen Farben schillern. Ab und zu kontrolliere ich die Geschwindigkeit, alles im grünen Bereich!

Bei km 12 geht es über die Ruhr. Damit die Marathonstrecke von 42,195 km erreicht wird, ist nach der 1. Runde eine Wendepunktstrecke auf der halbseitig gesperrten B227 eingebaut. Entlang der Strecke werden die Läufer von Schulkindern mit lauten Trommeln angefeuert.

Bei km 18 geht es wieder durch anliegende Waldstücke entlang bis zum See, den wir kurz vor der Halbmarathondistanz erreichen. Ich laufe z.Zt. noch uhrwerkmäßig, wie Sonja in Paris, Zwischenzeiten 10 km – 59,52 , 15km - 1:30, 20 km – 2:00, HM 2:07. Voll im Plan!

Die zweite Runde ist eingeläutet. Sie ist bis auf die Wendepunktstrecke mit der ersten Runde identisch. Mittlerweile ist die Sonne aufgegangen, und ich bin froh über reichlich Schatten zwischen den Bäumen.

An den 8 Verpflegungsstationen gibt es nichts auszusetzen. Es werden angeboten Wasser, Iso, Tee (warm), Cola und Bananen. Besonders auf warmen Tee stehe ich besonders. Was ich sonst noch nirgendwo erlebt habe -.es werden an jeder Verpflegungsstationen Schwämme verteilt, und nach Gebrauch wieder eingesammelt.

Wegen des schönen Wetters befinden sich auf der gesamten Laufstrecke vor allem im Bereich der Verpflegungsstationen für einen Landschaftslauf eine Unmenge Zuschauer, die begeistert alle Läufer anfeuern. Auf der ganzen Strecke verteilt befinden sich sog. Aktionspunkte mit kleineren Musikgruppen. Man spürt deutlich die lange Tradition dieses Laufes, er wird seit 1968 bereits zum 41. Mal ausgetragen.

Km 30 ist erreicht. Es geht noch. Aber ich spüre so langsam, dass einige Muskeln anfangen zu rebellieren. Ich versuche weiterhin das Tempo konstant zu halben, konzentriere mich darauf bei den Verpflegungsstationen regelmäßig mit dem Wasser oder Tee auch die Energie-Gels zu mir zu nehmen, ebenso zwischendurch die Buffer.Auch bei km 35 kann ich meine Planzeit mit 3:30:50
noch einhalten.

Ich merke, dass immer mehr Läufer vor mir gehen, die ich jetzt überhole, die der „Hammer“ richtig erwischt hat. Bei mir hat er erst mal leise angeklopft. Je mehr es in Richtung Ziel geht, merke ich, dass der Puls unaufhörlich ansteigt. Die Beine schmerzen immer mehr. Nur nicht stehen bleiben, dann kann ich vielleicht keine Energie mehr aufbringen, um wieder loszulaufen.

Km 39, noch 3 km. Da ist noch ein sog. Aktionspunkt. Da steht einer mit Mikrofon und kommentiert für die zahlreichen Zuschauer das Spektakel „ Und diese Läufer können es noch schaffen unter die 4:30 Grenze zu laufen.“ Ich glaube, ich spinne. Habe ich mich so verrechnet?
Per Zeichensprache gebe ich zu verstehen, dass ich nicht seiner Meinung bin, nach meiner Rechnung müsste ich zumindest unter 4:20 bleiben können, wenn ich nicht massiv einbreche.Und es ist nicht mehr weit. Das wär doch gelacht, wenn ich die paar Kilometer nicht durchhalte.

Die letzten beiden Kilometer sind die schwersten. Endlich haben wir das Regattahaus erreicht.
Ich laufe am See an der voll besetzten Tribüne entlang. Wo ist denn endlich das Ziel? Man kann es nicht sehen. Die Strecke macht einen 180 Grad Bogen um das Regattahaus, dann geht’s auf einer Aschenbahn die letzten Meter Richtung Ziel. Als ich das Ziel sehe, steht auf der Uhr 2:19:40 und die Uhr läuft. Das müsste doch nettomäßig klar unter 2:20 Std.sein.
Und das wars auch. Hochzufrieden taumele ich ins Ziel, muß mich erst mal irgendwo festhalten.

Tobias Sauter ist seit 2 Stunden mit 2:18.24 im Ziel! Bestzeit! Ich hab knapp 2Stunden länger gebraucht: 4:18:55. Aber mein Ziel und persönliche Bestzeit erreicht!

Zusammenfassung: Der Marathon am Baldeneysee macht super Spass! die Strecke ist sehr abwechslungsreich, die Landschaft äußerst reizvoll mit Blick auf den See, ungewöhnlich für einen Landschaftslauf die vielen Zuschauer. Nicht zu vergessen, fast ebene Strecke, daher sehr gut für Bestzeiten!

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